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Der Weg vom Kopf zum Herzen

Hand und Hintern

Die meisten Ursachen für Problem lassen sich auf die Kommunikation zurück führen, im Missverstehen, oft ist kein klares Bild über den Weg der Ausbildung eines Pferdes, bzw. des Reiters vorhanden. Auch wenn viele Reiter nicht die hohe Schule der Pferdeausbildung erlernen möchten, was ich als völlig in Ordnung anerkenne, so stehen doch jedem Pferd, welches einen Reiter auf seinem Rücken tragen soll, die ersten zwei Jahre der Grundausbildung zu, gerne auch länger denn damit geht es in erster Linie um die Gesunderhaltung Deines Pferdes.

Die Zutaten sind Wissen, Zeit,Vertrauen, Geduld und Gefühl

Das sind Begriffe, die so viele Reiter nicht so gerne hören möchten.

Meistens ist es die fehlverstande Kommunikation zu dem Pferd, die zu Problemen und Missverständnissen führt,

die Reiter und Pferde in tiefe Verzweiflung stürzen lassen.


Dazu möchte ich Dir gerne einen Auszug aus der Spanischen Hofreitschule zu Wien und die Ausbildungsskala für Pferde an´s Herz legen, die diese Beriffe begreifbarer machen, relativieren könnten um den Streß der

Ungeduld aufzulösen, Dir ein Gefühl von der Bereitschaft vermitteln und Dich einladen mit Deinem Pferd auf eine einzigartige Herz-Wissen-Entdeckungsreise zu gehen, die ein Lebenlang dauern darf.

Denn ändert sich die Sichtweise des Betrachters, ist dieser Weg ausgelegt mit

wundervollen Momenten, die Dich tragen und süchtig werden lassen.

Auch wenn sich die Theorie erstmal trocken anhört,

läßt sie sich recht leicht in Herz-Wissen verwandeln.

Alles was Du als estes dazu benötigst ist Dein JA für Dein Herz-Wissen.

Die Ausbildung eines Junghengstes in der Hofreitschule zu Wien

Bis zu ihrem 4.Lebensjahr verbringen die Hengste ihre Zeit auf Almen in 1300m Höhe, dort stärken sie ihre Muskulatur, ihre Hufe und ihre Psyche. Vom Oberbereiter ausgewählt,beginnt ihre Ausbildung im 4.Lebensjahr. Erst wird den Remonten die Zeit gegeben sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, denn das ungezwungene Leben auf dem Gestüt Piber, weicht nun der Arbeit an der Reitschule.


3-4 Monate führen jeweils 2 Reiter einen Junghengst behutsam an der Longe, damit beginnt die Ausbildung. Hat das junge Pferd das Gleichgewicht gefunden und die drei Grundgangarten und die verschiedenen Tempowechsel begriffen, erst dann kann das Ziel des 1. Ausbildungsjahres ins Auge gefasst werden, das Geradeausreiten.

Also das Reiten mit möglichst natürlicher Haltung des Pferdes in nicht versammelten Gangarten auf der Geraden.


Das Folgejahr ist der Beginn der Campagnerreiterei.

Eines der Hauptziele ist es aus dem Arbeitstempo heraus versammelnde Tempi zu entwickeln, das heißt die Schubkraft zu erhöhen, die Tragkraft der Bein- und Rückenmuskulatur zu stärken und der Gang des Pferdes soll vorwärts und vorwärts-seitlich schwungvoll sein, die versammelten Gänge sind präzise zu erarbeiten. Während diesem Ausbildungsstadium wird die Trabarbeit bevorzugt. Hier hat der Reiter die beste Möglichkeit die Arbeit zu kontrollieren, da das richtige Schwingen des Rückens ein weicheres Sitzenlassen erlaubt und so Losgelassenheit und den richtigen Nachschub der Hinterhand anzeigt. Bei dieser Arbeit werden die Muskeln, vor allem der Hinterhand gekräftigt und die Biegsamkeit und Gelenkigkeit erhöht. Es ist die Vorarbeit zum Galopp, dieser fördert den Vorwärtsdrang, doch er darf nie sehr lange ausgedehnt werden, da dann das Pferd ermüden kann und nicht mehr richtig durchspringt, die Folge daraus ist das Fallen auf die Vorhand.


Am Ende diesen Jahres sind, neben einer Reihe von anderen Kenntnissen, die Versammlung beherrschend, gerade Vorwärtsreiten , gleichmäßig am Zügel stehen, geradegerichtet sein und durch das Genick an den Zügel treten, als Ziel ins Auge zu fassen.


So geht es Jahr für Jahr weiter ..........bis hin zur Hohen Schule. Wir brauchen 12-13 Jahre um das Abitur zu schaffen, die Hengste schaffen es schon nach 6-8 Jahren (gerechnet bei täglicher Arbeit), ist dies nicht sehr bemerkenswert. Ein Bereiter arbeitet mit 4-6 Hengsten und diese werden nur von diesem einen Bereiter gearbeitet sie bilden ein lebenslanges Team. Doch eines ist noch sehr wichtig für ein Pferd was eine gute Ausbildung bekommen soll, ein gut ausgebildeter Reiter.


Wie wird das in der Tradition der Reitschule geregelt?

Der Lange Weg zum (Be)Reiter


Der lange Weg vom Eleven bis zum Bereiter, in seltenen Fällen bis zum Oberbereiter, stellt hohe Anforderungen an den angehenden Bereiter. Je nach Begabung und persönlichem Einsatz dauert es etwa 4 bis 6 Jahre bis der Sprung vom Eleven, der unter der Obhut des Oberstallmeisters steht, zum Bereiteranwärter gemeistert wird.


Die ersten Jahre lernt der Eleve bei der Stallarbeit nicht nur die richtige Pferdepflege sondern auch die korrekte Handhabung der gesamten Ausrüstung: Sättel, Zaumzeuge, alles will gereinigt, ordentlich verstaut und richtig angewendet werden. Die richtige Pflege und Betreuung der Pferde, unter besonderer Berücksichtigung der Eigentümlichkeiten von Hengsten, wird konsequent vermittelt.


Natürlich kommt auch die Reitausbildung nicht zu kurz: unter der Führung eines erfahrenen Bereiters wird in täglichen Lektionen auf Schulhengsten, die in den ersten Jahren noch an der Longe erfolgen, geduldig aber präzise der korrekte Sitz erlernt und perfektioniert. Unterricht in Geschichte und Tradition der Schule sowie der klassischen Reitkunst stehen ebenso am Lehrplan.


Nach mehr oder weniger vier Jahren erfolgt durch die Oberbereiter eine Beurteilung – ist sie positiv, darf der Eleve einen Junghengst anreiten und einen fertig ausgebildeten Schulhengst in der Schulquadrille reiten. Nun darf er sich „Bereiteranwärter“ nennen und wechselt damit in die Reitbahn und unter die Aufsicht des Ersten Oberbereiters.


Der Bereiteranwärter bekommt nun einen jungen Hengst in seine Obhut überantwortet, den er, natürlich mit der fachlichen Unterstützung der erfahrenen Bereiter und Oberbereiter, selbständig soweit ausbilden muss, dass sich beide – Pferd und Reiter – in einer Vorführung in der Schulquadrille präsentieren können.


Dieser Ausbildungsschritt dauert in der Regel etwa weitere sechs Jahre und verlangt vom jungen Menschen sehr viel Disziplin, Geduld und Einfühlungsvermögen.


Die Lehrjahre bis zur Erlangung des Bereiterranges nehmen insgesamt 8 bis 12 Jahre in Anspruch,

eine Zeit in der viele das Handtuch werfen und nur die allerbesten bestehen.

Was wir Menschen uns immer vor Augen halten sollten

Diese grandiosen Pferde fügen sich im Dienste des Menschen in Lebensbedingungen ein,

die nicht ihrer Natur entsprechen. Doch ihren Bereitern sollte immer das Ideal ihrer freien,

unbändigen Schönheit vor Augen stehen. Es ist der Auftrag der Menschen, die Natur zu veredeln,

aber niemals zu unterjochen oder zu verfälschen oder zu zerbrechen.

Das gehört zu der Botschaft der Spanischen Hofreitschule in Wien an die Reiterwelt.

fDie Ausbildungsskala für Reitpferde ist als eine Art Richtschnur für Reiter gedacht.

Grundausbildung nach der Skala der Ausbildung - FN mit Sitz in Warendorf


Die Skala der Ausbildung ist nicht nur für Sportpferde gemacht!

Die Punkte lassen sich unabhängig vom natürlichen Gangpotenzial und der Sportlichkeit anwenden!


Nicht nur für den Gehorsam sonder ganz wichtig - zur Gesunderhaltung sowohl beim Sport- als auch beim Freizeitpferd! Und nicht zu vergessen - zur Freude von Pferd und Reiter.


Allerdings gibt es leider nicht nur Freizeitreiter, die sich da gerne mal rausreden, um nicht über die sinnvolle Ausbildung ihrer Pferde nachdenken zu müssen. Auch immer mehr Turnierreitern und Profireitern fehlt der Sinn, die Geduld und oftmals auch die Zeit für eine klassische Ausbildung, die eben ihre Zeit braucht, um reell ausgebildete Pferde auf Turnieren vorzustellen oder zum Kauf anzubieten.

Die Ausbildungsskala für Reitpferde

  • Takt
  • Losgelassenheit
  • Anlehnung

Ohne die Anlehnung kann es auf der Ausbildungsskala nicht weiter gehen

  • Schwung
  • Geraderichten
  • Versammlung

Jedes Pferd sollte nach den Richtlinien der Ausbildungsskala gefördert werden.

Nachlässigkeiten, zu schnelles Ausbilden oder Weglassen einer Stufe der Ausbildungsskala führen immer wieder zu Problemen.

Ein kleiner Auszug der Probleme die auftreten können

  • Das Pferd dehnt sich nicht an die Zügel um die Anlehnung an die Reiterhand zu suchen
  • Das Pferd geht gegen den Zügel oder hinter dem Zügel
  • Der Kopf ist verworfen, der Hals verspannt
  • Zungenfehler, Lahmheiten, Taktfehler sind Folgeerscheinungen
  • Eine schiefe Halshaltung oder schiefe Kruppenhaltung wird zum Kompensieren genutzt
  • Die Schulter kann ausfallen und/oder verspannen
  • Der Schenkelgehorsam wird verweigert
  • Neigung zum Steigen, Durchgehen oder Ausbrechen
  • Auch zu frühe und zu starke Aufrichtung führt dazu das das Pferd den Rücken wegdrückt
  • Weitere Erscheinungen sind hinten breittreten oder die Kruppe nach innen neigen

Was bedeutet nun die Skala der Ausbildung für Pferde?

Hier eine klitzekleine, zusammenfassende Begriffserklärung

1. Takt:

ist das räumliche und zeitliche Gleichmaß in den drei GGA, der Takt muss in allen Tempi (Arbeitstempo, Verstärkungen, Versammlung) erhalten bleiben.

a.) Aufbau der natürlichen Balance

b.) Gleichmäßiges Abfußen der Hinterhand

c.) In ruhigem, dem Pferd angepasstem Tempo, Gleichmaß in der Bewegung bewirken

(Übereiltes Vorwärtsdrängen führt zu Taktfehler)


2. Losgelassenheit

Vorraussetzung für jede weitere Ausbildung, man redet von der inneren und äußeren Losgelassenheit. Die Muskeln des Pferdes spannen sich zwanglos und unverkrampft an und ab, der Reiter kommt zum Sitzen und zu Einwirken

a.) Entspannung der Muskulatur

b.) Schwingender Rücken

c.) Bereitschaft zur Mitarbeit

Die Losgelassenheit ist erreicht, wenn das Pferd mit nach offenem, gedehntem Hals, schwingenden Rücken und natürlichen, taktmäßigen Bewegungen, ohne zu eilen die Hilfen des Reiter annimmt und entspannt vorwärts geht.

Merkmale sind: Getragener, pendelnder Schweif, rhytmisch mitschwingender Rücken, tätiges (kauendes) Maul und das Abprusten als Zeichen der inneren Entspannung.


3. Anlehnung

Folge der Losgelassenheit ist die stete und weiche Verbindung zwischen Hand und Pferdemaul, das Pferd tritt von hinten an das Gebiss heran und sucht die Anlehnung

a.) Mit weicher Hand eine ständige Verbindung zum Pferdemaul herstellen

b.) Durch vortreibende Hilfen an das Gebiss stellen (bei nachgebender Hand)

Die gleichbleibende Anlehnung ist verbunden mit der Festigkeit des Taktes und der Entwicklung der Losgelassenheit. Sie gibt dem Pferd die erforderliche Sicherheit.


4. Schwung

ist die Übertragung es energischen Impulses aus der Hinterhand über den schwingenden Pferderücken auf die Gesamtvorwärtsbewegung des Pferdes

a.) Je ausgeprägter die Schwebephase, desto besser der Schwung (im Schritt nicht möglich)

b.) Pferd zum energischen Abfußen der Hinterhand veranlassen

Schwung ist daran zu erkennen, dass sich die Sprunggelenke nach dem Abfußen vorwärts beugen und nicht erst nach oben oder nach hinten hochgezogen werden. Der Schwung ist eng verbunden mit der Entwicklung der Schubkraft.


5. Geraderichten

Hinterhand und Vorhand des Pferdes sind aufeinander "eingespurt", d.h. auf gerader und gebogener Linie mit der Längsachse an die Hufschlaglinie angepasst

a.) Erst wenn Schubkraft und Schwung entwicklet sind, für Korrekturen der Hinterhand Vorderfüße auf eine Linie bringen

b.) Längsachse des Pferdekörpers der Hufschlagfigur anpassen

Die Hilfmittel für das Geraderichten sind das Reiten auf gebogener Linie, Schenkelweichen und das Reiten von Seitengängen sowie in Stellung.


6. Versammlung

Entwicklung der Tragkraft, vermehrtes Beugen der Gelenke der Hinterhand und Verlagerung des Schwerpunktes nach hinten.

a.) Durch vortreibende Hilfen und gleichzeitiges Annehmen der Zügel die natürliche Vorhandbelastung auf die Hinterhand verlagern.

b.) Durch verstärktes Untertreten der Hinterhand mehr Aufrichtung bewirken

Zu den versammelten Lektionen gehören die "Halben und Ganzen Paraden"

Alle Punkte zusammen spielen eine Rolle für die

gesunderhaltende "Durchlässigkeit"

Deines Pferdes!


Dies verdeutlicht zunächst einmal, dass die Ausbildungsskala nicht statisch ist!

Die verschiedenen Punkte spielen selbstverständlich immer ineinander!

So braucht es für einen klaren Takt ein Mindestmaß an Losgelassenheit usw.

Dies wird immer wieder gerne diskutiert und dabei völlig vergessen und missachtet,

wie die Skala gemeint ist... Man kann dieses Ineinandergreifen nur schwer grafisch darstellen.


Ein Junges Pferd nach dieser Skala auszubilden, bedeutet zunächst größeren Wert auf die in der Gewöhnungsphase beschriebenen Punkte zu legen, bedeutet jedoch nicht, dass man alle anderen Punkte außer Acht lassen muss/soll/kann, vielmehr sollte man eine dem Alter- und Ausbilungsstand angemessene Ausübung der Punkte verlangen.


Ebenso heißt dies im Umkehrschluss, dass auch bei einem bis zur höchsten Klasse ausgebildeten Pferd die ersten Punkte der Ausbildungsskala bei JEDEM Reiten zu berücksichtigen sind!


Keiner dieser Punkte wird einem Pferd einmal "antrainiert" und ist dann immer "abrufbar".


Der Reiter muss sich also in jeder Trainingseinheit fragen, ob er die Punkte der Ausbildungsskala erreicht hat, oder ob er z.B. versucht, sein Pferd zu versammeln und ihm dabei der Takt verloren geht. In diesem Fall ist ein Schritt zurück der Weg nach vorne, denn nur wenn die Basis vorhanden ist, kann man zur Freude und in die Einheit gelangen.


Die Basisarbeit ist das tägliche Brot der Reiterei, es sind nicht die Lektionen der Hohen Schule oder die Anzahl der Sprünge die ein Pferd absolviert, sondern es ist das Sahnehäubchen für den Reiter, nach korrekter Basisarbeit, die Lektion zu reiten oder das Hindernisse zu springen.


Weniger ist hier mehr!


Den Menschen ist oft leider nicht bewusst, wie aufwendig die Ausbildung oder Korrektur eines Pferdes ist und wie viel Zeit diese in Anspruch nimmt. Leider höre ich immer wieder "Das dauert mir zu lang" dabei sind nur ein paar Wochen oder Monate der Ausbildung / Korrektur ins Land gegangen,

mit 1 - 2 Einheiten pro Woche.

Copyright für Texte und Bilder liegt bei Lena Dorothea Kampert

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